Dorf der Wäscherinnen
2025 feiern wir 950 Jahre Botnang. Teil dieser langen Geschichte sind die Waschfrauen, die bis ins 19. Jahrhundert den Stuttgartern die Wäsche machten. Ihnen zu Ehren und uns zur Erinnerung steht auf Initiative von Kultur 70195 eine von ihnen künftig in Bronze am Brunnen auf dem Marktplatz.
Die bekannte Künstlerin Birgit Feil hat die Botnanger Waschfrau gestaltet, die seit dem 6. Oktober 2025 am Brunnen des Marktplatzes steht. Die Bildhauerin hatte zunächst ein Modell der lebensgroßen Bronzeskulptur gefertigt, das regelmäßig bei den Veranstaltungen von Kultur70195 zu sehen war. Am 9. Oktober 2025 wird die Skulptur auf dem Botnanger Marktplatz feierlich eingeweiht.
Weitere Informationen zur Künstlerin finden Sie unter diesem Link: (Atelier | Birgit Feil – Plastiken)
Die Botnanger Ortschronik von 1920 berichtet, dass in Botnang schon im Mittelalter gewerbsmäßig gewaschen und gebleicht wurde. Fast jeder Bürger besaß damals eine Bleiche. Wann genau der Ort damit begann, diese Dienstleistung für Kunden aus der ganzen Umgebung anzubieten, ist nicht bekannt; erhalten ist aber ein Dokument aus dem Jahr 1603: Herzog Friedrich I. kündigte in Urach die Neugründung einer Linnen- und Bleichanstalt an, die das Monopol auf dieses Geschäft haben sollte, woraufhin die besorgten Botnanger eine Bittschrift an den Herzog verfassten. Zwar ist die Antwort des Herzogs nicht erhalten, aber offensichtlich konnten die Botnanger ihn überzeugen.
Bis etwa zur selben Zeit, d. h. bis ungefähr 1600, wurde in separaten Waschhäusern gewaschen, weil es feuerpolizeilich verboten war, im Haus zu waschen. Zum Waschen wurde Aschenlauge verwendet, also mit heißem Wasser aufgebrühte Holzasche (wohl am besten von Buchenholz), und die Wäsche wurde auf dem Waschbrett mit einer Bürste bearbeitet. In Botnang wurde wahrscheinlich eine rechteckige Bürste mit drei Reihen von Borsten verwendet - jedenfalls wurden solche Bürsten noch bis in die 1990er Jahre in Oberndorf als „Botnanger Bürste“ verkauft.
Die gelaugte Wäsche musste gründlich gespült, auf der Leine getrocknet und zum Bleichen auf den Anhöhen ausgelegt werden. Dabei half die ganze Familie. Mitunter mussten alle auch dabei helfen, die Wäsche in Gewitter und Sturm im Umkreis von Hunderten von Metern wieder einzusammeln...
Hunde sperrte man während der Bleichzeit im Sommer ein, damit sie die Wäsche nicht wieder verschmutzten. Für frei herumlaufende Hunde wurde laut Dorfordnung eine Strafe von 5 Gulden fällig.
Auf den Bleichen gab es Hütten für diejenigen, die die ausgelegte Wäsche nachts bewachten. Diese nächtliche Wache wurde offensichtlich immer wieder auch für heimliche Treffen von Liebespaaren genutzt - jedenfalls wurde im Jahr 1670 öffentlich gewarnt, dass es hohe Strafen koste, wenn sich ledige Weibspersonen und Gesellen auf den Bleichen verabredeten.
Dem Bleich-Ergebnis mit Kalk nachzuhelfen, war übrigens verboten. Mitunter wurde eine entsprechend Beschwerde eingelegt, wenn die Wäsche des Nachbarn auffällig weißer war als die eigene.
Dass die Botnanger Wäscherinnen und Bleicher viel zu tun hatten, wird auch aus den wiederholten, anscheinend nötigen Ermahnungen ersichtlich, den Sonntag zu heiligen und den Kirchgang nicht zu vernachlässigen.
Um 1900 gab es noch rund 70 Botnanger Wäscherinnen. Wie in den Jahrhunderten zuvor holten sie die schmutzige Wäsche mit Handkarren bei ihren Auftraggebern in Stuttgart ab und brachten sie fertig gewaschen wieder zurück. Mitte des 20. Jahrhunderts aber, mit dem Einzug der Waschmaschine in fast jeden Haushalt, war dieser Teil der Botnanger Geschichte endgültig vorbei.





